


„Blick nach innen“: Neue Ausstellung in der Espan-Klinik in Bad Dürrheim
Mal ehrlich: Wann nehmen wir uns im Alltag schon Zeit für einen Blick nach innen? Um zu spüren, wie es uns gerade wirklich geht? In der Espan-Klinik Bad Dürrheim fällt die Antwort leicht: im Rahmen der Kunsttherapie natürlich!
Aus dieser Fragestellung heraus ist in den vergangenen Monaten eine berührende Ausstellung entstanden, die am vergangenen Samstag feierlich eröffnet wurde. Titel: „Blick nach Innen – Blindportraits & Stimmungsbilder“.
Zu sehen sind Werke von Patientinnen, Patienten und Mitarbeitenden der Klinik. Bilder, die oft mehr sagen als Worte. „Über die Bilder werden innere Prozesse sichtbar, die normalerweise unsichtbar bleiben“, erklärte Bernd Baumbach, Geschäftsführer der Klinik, in seiner Eröffnungsrede.
Und genau darum geht es bei diesem Projekt: raus aus dem Hamsterrad, Zeit nehmen, um innezuhalten. „Wir leben in einer schnellen und leistungsorientierten Welt“, so Baumbach weiter. „Umso wichtiger ist es, den Blick nach innen zu richten und bei sich selbst anzukommen.“
Denn: In einer Welt, in der es ständig ums Vergleichen und Optimieren geht, braucht es Orte, an denen man einfach sein darf, ohne Druck, ohne Erwartungen. Um die ganzheitliche Gesundheit zu fördern, also körperlich wie seelisch, sei es wichtig, sich selbst zu spüren und dem eigenen Erleben Ausdruck zu verleihen.
Die Idee zur bereits dritten Ausstellung dieser Art entstand direkt aus der kunsttherapeutischen Arbeit heraus. Unter der Leitung von Sandra Roser, Kunsttherapeutin an der Klinik, konnten die Teilnehmenden ihre Gedanken, Gefühle und inneren Bilder in Farbe übersetzen.
Ein Teil der Künstlerinnen und Künstler entschied sich für Stimmungsbilder. Diese geben aktuellen Emotionen Raum. Sandra Roser: „Viele unserer Patientinnen und Patienten sind mit belastenden Gedanken konfrontiert. In der Kunsttherapie können sie lernen, anders damit umzugehen.“
Spannend auch die Entstehungsgeschichte der Blindportraits. Eine Hand ertastet das eigene Gesicht, die andere zeichnet, die Augen bleiben dabei geschlossen. Danach wird das Bild frei weitergestaltet. „Es geht darum, dem Ich näherzukommen. Ohne Druck, ohne Bewertung“, so Roser. Der Malprozess wird von vielen als beruhigend, klärend und stärkend erlebt.
Viele der Ausstellenden haben seit Jahren nicht mehr gemalt und jetzt mutig ihre Werke öffentlich gemacht. Das Ergebnis ist eine sehr persönliche, ehrliche und tiefgehende Ausstellung. „Eine Reise weg vom Perfektionismus hin zum Individualismus“, heißt es in der Projektbeschreibung. Eine treffendere Überschrift hätte man für die entstandenen Werke nicht wählen können.
Die Ausstellung ist im Raum der Künste und im Lichtgang der Espan-Klinik (Gartenstraße 9,
78073 Bad Dürrheim) zu sehen. Sie bleibt auch in den nächsten Wochen geöffnet, ein Besuch lohnt sich.